Kann Deutschland die Welt retten? SPD-Ortsverein diskutiert brisante weltpolitische Themen

24. Juni 2023

Muss Deutschland allein die Welt retten?

Bei der Mitgliederversammlung wurde lange und lebhaft diskutiert. Ob Asylpolitik oder neues Heizungsgesetz, da waren viele Emotionen im Spiel.

Welche Note würde man der Bundeskoalition erteilen für die unausgegorenen Entscheidungen die momentan die Bürgerinnen und Bürger in hohem Maße verunsichern? Insgesamt war man sich darin einig: Deutschland allein kann die Welt nicht retten. Das gelingt nur, wenn wirklich Alle an einem Strang ziehen.

Um die Klimaziele zu erreichen, bedarf es weitaus mehr, als die Bundesregierung durch Ihre neuen Heizungspläne erreichen kann.

In vielen politischen Debatten ist das Argument zu hören, Deutschland sei doch nur für zwei Prozent der weltweiten C02-Emmission verantwortlich. Schaut man nicht auf den prozentualen Anteil von Staaten am weltweitem CO2 Ausstoß, sondern auf die Pro-Kopf Emissionen seiner Bürger, dann wird die deutsche Pflicht zu ambitioniertem Klimaschutz schlagartig deutlich: Deutschland gehört zu den Top Ten der weltgrößten CO2 Verursachern.

Nur ein paar wenige traurige Fakten, die zur Zerstörung unseres weltweiten Klimas tagtäglich beitragen:

Laut Bund Naturschutz werden in Bayern täglich über 10 Hektar unbebauter Fläche „verbraucht“
Das entspricht einer Größe von etwa 15 Fußballfeldern nach FIFA-Standard. Rund die Hälfte davon wurden für Siedlungszwecke genutzt, ein Viertel für Straßen- und Verkehrswege sowie ein weiteres Viertel für Gewerbe- und Industrieflächen. Wohn- und Gewerbegebiete schießen wie Pilze aus dem Boden. Der Flächenfraß in Bayern ist eines der größten regionalen Umweltprobleme unserer Zeit – und wird von vielen kaum wahrgenommen. Das bayerische Landschaftsbild ist allseits geschätzt, das wissen nicht nur die Bewohner, sondern auch die zahlreichen Touristen im Freistaat. Durch Landschaftszerschneidung gerät die Artenvielfalt weiter unter Druck, Tieren und Pflanzen fehlt nicht nur die Fläche selbst, sondern auch die Vernetzung der Lebensräume zum Austausch ihres Genpools. Und nicht zuletzt werden durch die Erschließung fruchtbare Bodenressourcen für immer vernichtet.

CO2-Speicher Amazonas weiter abgeholzt
Im brasilianischen Amazonasgebiet sind allein im Oktober 2022 rund 904 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt worden. Dies teilte das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe) mit. Es ist dem brasilianischen Nachrichtenportal "G1" zufolge der höchste Wert für den Monat Oktober seit dem Jahr 2015. Das Inpe wertet Satellitenbilder aus.

Das brasilianische Amazonasgebiet, das als wichtiger CO2-Speicher gilt, erstreckt sich über neun brasilianische Bundesstaaten und entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. „Der Schutz des Amazonasgebiets ist entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise“, so André Freitas, Greenpeace Brasilien.

Der Ukraine-Krieg verursacht so viele Treibhausgase wie ein Land mit der Größe von Belgien
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat einer Berechnung zufolge allein im ersten Jahr etwa so viele klimaschädliche Emissionen verursacht wie ein Land der Größe von Belgien im gleichen Zeitraum. Das errechnete der niederländische Klimaforscher Lennard de Klerk. Gemeinsam mit einem internationalen Team bestimmte er systematisch die direkten und indirekten Emissionen des Krieges. Demnach hat der Ukraine-Krieg allein im ersten Jahr 120 Millionen Tonnen CO2-Emissionen-Äquivalente ausgestoßen. Das bedeutet, dass die Emissionen anderer klimaschädlicher Treibhausgase - wie etwa Methan - in CO2-Emissionen umgerechnet werden, um besser vergleichen zu können. Der Krieg ist zuallererst natürlich eine menschliche Tragödie. Doch entsteht auch ein enorm großer Umweltschaden.

Es gäbe noch viele Beispiele:

Co2 Ausstoß von Kreuzfahrtschiffen
Der deutsche Naturschutzbund (NABU) teilt mit, dass ein Kreuzfahrtschiff, unabhängig davon ob es mit Öl oder Flüssiggas betrieben wird, pro Tag durchschnittlich so viel CO2 ausstößt wie fast 84.000 Autos.

Zu überdenken wäre auch noch, ob Autorennen und vieles mehr in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch verantwortbar sind.

Auch in der Asylpolitik kann Deutschland allein das große Elend der Flüchtenden nicht ändern.
Die Kommunen sehen sich von der Bundesregierung weitgehend im Stich gelassen. Es ist nicht damit abgetan, dass man die ankommenden Menschen in welchen Unterkünften auch immer unterbringt. Man muss den Menschen, die wir aufnehmen auch eine Chance geben, sich bei uns zu integrieren. Unsere Wirtschaft sucht händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland.

Wir denken, es bedarf insgesamt einer Asylpolitik, die die Probleme in den Herkunftsländern aufgreift und die Lebensbedingungen vor Ort verbessert, so dass die Menschen keine Notwendigkeit mehr sehen ihre Heimat zu verlassen.

Auch die Kommunalpolitik spielte eine große Rolle bei der Mitgliederversammlung. Markus Pesth informierte ausführlich über die derzeit in Neutraubling anstehenden kommunalen Themen.

Es wurde viel diskutiert in unserer Veranstaltung verbunden mit der Hoffnung, dass die Regierenden endlich die richtigen Weichen stellen für die Menschen und die Zukunft unseres Planeten.

Wir können die Welt nicht alleine retten, aber wir sind verpflichtet, bei jeder Entscheidung daran zu denken, welche globalen Auswirkungen diese hat.

Patricia Dillschnitter, Gabriele Drallmer und Markus Pesth
für den SPD-Ortsverein

Teilen